Ein Teil meiner Familie, die Verwandten Väterlicherseits, ist ukrainisch.
Meine Eltern haben sich 1992 im Studierendenenwohnheim der Akademie der schönen Künste in Kiew kennen gelernt. Meine Mutter nahm an einem Austauschprogramm, das zu dieser Zeit zwischen den Partnerstädten München und Kiew aufgebaut werden sollte, teil. Sie studierte Malerei, mein Vater Architektur. Nach seinem Diplom, 1994 sind sie gemeinsam zurück nach Deutschland, in die Heimat meiner Mutter gezogen. Meine Großeltern, Tante und Verwandte leben noch heute in der Ukraine. Am Rande von Winnyzja einer Stadt im zentralen Westen der Ukraine. Mein Vater war 24 Jahre alt, als er sich entschied, sein Zuhause zurück zu lassen und an einem anderen Ort, in einer anderen Kultur Wurzeln zu schlagen.
Zwei Jahre später bin ich zur Welt gekommen.
Die ersten Worte, die ich der Erzählung nach gesprochen habe, waren Russisch. Lange Zeit war es üblich, dass in den großen Städten des Landes, Russisch gesprochen wurde, weshalb meine Mutter diese Sprache lernte, nicht Ukrainisch. Heute kann ich leider weder Russisch noch Ukrainisch. Ich verstehe Fragmente aus beiden sprachen, und ich bin mir sicher, dass sie tief in meinem Unterbewusstsein verankert sind. An manchen Tagen Träume ich auf Russisch. Dabei entspringen die Worte genau so flüssig wie die deutschen. Tagsüber ist alles verschwunden. Ich kann mit meinen Großeltern nicht sprechen, wenn dann nur mit der Hilfe von Übersetzungsprogrammen.
Auch wenn ich die Sprache nicht sprechen kann, ist doch ein Teil der Kultur dieses Landes auch ein Teil von mir. Seit ich denken kann bin ich auf der Suche nach diesem Ursprung, und dem was mich davon geprägt hat.
Es sind Gerüche, Farben und Geräusche die mein Bild der Ukraine prägen. Es ist das Essen meiner Babuschka, der Gesang meines Deduschkas, und das Fell ihrer Hunde. Der Staub, der Abends in der Luft die strahlen der warmen sonne bricht, wenn man auf dem Balkon ihrer Datscha steht und in die Ferne blickt. Am Horizont sieht man den Rand eines kleinen Waldes, hier und da ein brennendes Feuer am Ackerrand und endlose weiten. Man riecht die trocknenden Ähren in den Lagerstellen der Großeltern und ist ein wenig schläfrig, weil der Bauch voll ist mit frischem selbst gemachtem Tomatensaft und Babuschkas grandiosem Schaschlik. Es ist ruhig. Und auch das Herz kommt zur Ruhe. Nur tief darunter, liegt eine Trauer, eine Wehmut und eine Sorge mit der Frage wann werden wir uns wieder sehen? Das letzte Mal sahen wir uns 2019, im November, zum Geburtstag meiner Großmutter. Damals wussten wir nicht, dass eine Pandemie kommen wird, dass dieser Krieg uns trennen wird.
Damals wusste ich nicht, dass es bisher das letzte Mal war das wir uns gesehen haben. Wann werden wir uns wieder sehen?
Meine Eltern haben sich 1992 im Studierendenenwohnheim der Akademie der schönen Künste in Kiew kennen gelernt. Meine Mutter nahm an einem Austauschprogramm, das zu dieser Zeit zwischen den Partnerstädten München und Kiew aufgebaut werden sollte, teil. Sie studierte Malerei, mein Vater Architektur. Nach seinem Diplom, 1994 sind sie gemeinsam zurück nach Deutschland, in die Heimat meiner Mutter gezogen. Meine Großeltern, Tante und Verwandte leben noch heute in der Ukraine. Am Rande von Winnyzja einer Stadt im zentralen Westen der Ukraine. Mein Vater war 24 Jahre alt, als er sich entschied, sein Zuhause zurück zu lassen und an einem anderen Ort, in einer anderen Kultur Wurzeln zu schlagen.
Zwei Jahre später bin ich zur Welt gekommen.
Die ersten Worte, die ich der Erzählung nach gesprochen habe, waren Russisch. Lange Zeit war es üblich, dass in den großen Städten des Landes, Russisch gesprochen wurde, weshalb meine Mutter diese Sprache lernte, nicht Ukrainisch. Heute kann ich leider weder Russisch noch Ukrainisch. Ich verstehe Fragmente aus beiden sprachen, und ich bin mir sicher, dass sie tief in meinem Unterbewusstsein verankert sind. An manchen Tagen Träume ich auf Russisch. Dabei entspringen die Worte genau so flüssig wie die deutschen. Tagsüber ist alles verschwunden. Ich kann mit meinen Großeltern nicht sprechen, wenn dann nur mit der Hilfe von Übersetzungsprogrammen.
Auch wenn ich die Sprache nicht sprechen kann, ist doch ein Teil der Kultur dieses Landes auch ein Teil von mir. Seit ich denken kann bin ich auf der Suche nach diesem Ursprung, und dem was mich davon geprägt hat.
Es sind Gerüche, Farben und Geräusche die mein Bild der Ukraine prägen. Es ist das Essen meiner Babuschka, der Gesang meines Deduschkas, und das Fell ihrer Hunde. Der Staub, der Abends in der Luft die strahlen der warmen sonne bricht, wenn man auf dem Balkon ihrer Datscha steht und in die Ferne blickt. Am Horizont sieht man den Rand eines kleinen Waldes, hier und da ein brennendes Feuer am Ackerrand und endlose weiten. Man riecht die trocknenden Ähren in den Lagerstellen der Großeltern und ist ein wenig schläfrig, weil der Bauch voll ist mit frischem selbst gemachtem Tomatensaft und Babuschkas grandiosem Schaschlik. Es ist ruhig. Und auch das Herz kommt zur Ruhe. Nur tief darunter, liegt eine Trauer, eine Wehmut und eine Sorge mit der Frage wann werden wir uns wieder sehen? Das letzte Mal sahen wir uns 2019, im November, zum Geburtstag meiner Großmutter. Damals wussten wir nicht, dass eine Pandemie kommen wird, dass dieser Krieg uns trennen wird.
Damals wusste ich nicht, dass es bisher das letzte Mal war das wir uns gesehen haben. Wann werden wir uns wieder sehen?